Lina Böglis Lebensabend im «Kreuz»
1914 kehrt Lina Bögli nach fast 40 Jahren in der Fremde in ihre Heimat zurück. Sie lebt bis zu ihrem Tod 1941 im Kreuz Herzogenbuchsee, dem ersten alkoholfreien Gasthof der Schweiz. Ihr Grabstein steht heute noch mit der Inschrift «Vorwärts. Aufwärts.» auf dem Friedhof Oschwand.
Lina Bögli hatte genug gespart, um weiter ein völlig unabhängiges, wenn auch einfaches Leben zu führen: Sie mietet sich im Kreuz in Herzogenbuchsee ein Zimmer. Das Kreuz ist der erste alkoholfreie Gasthof der Schweiz. Gegründet von Amélie Moser. Hier lebt sie inmitten ihrer Andenken an ihre Weltreisen, hält Dia-Vorträge zu ihren Reisen, gibt Sprachunterricht, kümmert sich um Notleidende, um die Erziehung ihrer Nichten, betreut im ersten wie zweiten Weltkrieg im Kreuz einquartierte Soldaten, bemüht sich um die Herausgabe ihres zweiten Buches «Immer vorwärts», das sie vor ihrer Ankunft in Herzogenbuchsee noch in Polen geschrieben hat. Das Schreiben bleibt eine ihrer liebsten Passionen. Sie schreibt in ihrem Zimmer im «Kreuz« Tag für Tag kurze Texte, Gedanken und Berichte in ihr Tagebuch.
Ohne Angst vor dem Tod
Lina Bögli stirbt mit 83 Jahren kurz vor Weihnachten 1941. Ihr Grabstein auf dem Friedhof Oschwand trägt zu einer Friedenstaube über der Erdkugel die Inschrift: «Vorwärts. Aufwärts. Lina Bögli, 1858 – 1941». Ihre Biografin Elisa Strub schrieb dazu: «Unterdessen kam das Jahr 1941 heran und Lina trat in ihr 83. Lebensjahr ein. Sie hatte die Kraft und die Freude, polnischen Internierten, die in Herzogenbuchsee einquartiert waren, Englischstunden zu erteilen. Das 83. Lebensjahr, das ihr allerlei Altersbeschwerden brachte, sollte ihr letztes sein. Ihre Augen waren dunkel geworden. Partielle Lähmungen befielen sie, doch hat sie die Klarheit des Urteils bis zuletzt bewahrt. Dem Tod schaute Lina Bögli ruhig entgegen. Sie fürchtete sich nicht vor ihm, hatte sich schon lange auf ihn vorbereitet, alle nötigen Vorkehrungen getroffen, um so wenig wie möglich jemandem mit den unumgänglichen Formalitäten bei ihrem Todesfall zu belasten. Ihren Grabstein hatte sie schon vor Jahren mit der Aufschrift «Vorwärts! Auswärts!» bestellt und bezahlt, den Platz für ihr Grab auf dem Friedhof Oschwand selbst ausgewählt. Die Summe, die sie für ihren Begräbnisplatz der Gemeinde bezahlte, wurde ihrem Wunsch gemäss der Grundstock für den Schulreisefonds der Oschwander Schule. Auch das Spital Herzogenbuchsee und das «Kreuz» wurden von ihr bedacht, so dass sie über das Grab hinaus noch eine Gebende war. Man verwunderte sich allgemein, dass bei ihrem Tode kurz vor Weihnachten Ersparnisse von 27 000 Franken vorhanden waren.»